
Die OPEP-Therapie ermöglicht durch oszillierende Schwingungen die Mobilisierung von Sekret in den Atemwegen und damit eine effektivere Therapie.
Bei der PEP-Therapie atmen die Patient:innen gegen einen Widerstand aus. Dadurch wird ein endexpiratorischer Druck aufgebaut, dieser schient die Atemwege und verhindert das Kollabieren der Alveolen. Die Abkürzung „PEP“ steht für Positive Expiratory Pressure, also einen positiven Druck, der beim Ausatmen in das Gerät entsteht.
Die OPEP-Therapie eignet sich nicht nur für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen, sondern auch für solche mit vorübergehenden Beeinträchtigungen wie Dyspnoe sowie akutem oder chronischem Husten. Diese Therapieform trainiert die Atemwege und unterstützt das Sekretmanagement.
Welche Patientengruppen profitieren am meisten von einer OPEP-Therapie?
Bei Patient:innen mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD, Bronchiektasen oder Mukoviszidose ist die mukoziliäre Clearance gestört. Das Sekret sammelt sich in den Bronchien und die Patienten haben Probleme, es rauszubekommen. Dies ist vor allem auf die Überblähung der Lunge, die Schwächung der Atemmuskulatur und den frühzeitigen exspiratorischen Kollaps der Atemwege zurückzuführen.
Durch die Retention von Sekret kann es unter anderem zu einer Zunahme lokaler Entzündungsprozesse und damit zu vermehrten akuten Exazerbationen kommen. Zur Unterstützung der Schleimlösung werden neben Mukolytika und ausgewählten Atemtechniken auch spezielle Devices eingesetzt. Atemtherapiegeräte, die mit Vibrationen und positivem exspiratorischem Druck arbeiten (OPEP, oscillatory positive expiratory pressure), können in solchen Fällen hilfreich sein. Sie sind für Patienten mit vorhandenem Hustenstoß geeignet. Bei Patient:innen mit Husteninsuffizienz sind andere Maßnahmen zur Sekretexpektoration 1 geeignet.
Wichtig: Bei Patient:innen mit unbehandeltem Pneumothorax, Rechtsherzinsuffizienz oder massiver Hämoptoe sollte die Therapie nicht angewendet werden. Durch den entstehenden Druck kann es zu einer Verschlechterung kommen.
Wirkweise der PEP-/OPEP-Therapie
Während der Exspiration werden hochfrequente Schwingungen auf die Schleimhaut erzeugt. Dadurch wird die Viskosität des Sekrets herabgesetzt und das Sekret kann besser abtransportiert werden 2. Diese Schwingungen werden auch Oszillationen genannt. Zusätzlich kommt es durch den positiven Ausatemdruck zu einer Erweiterung der Atemwege.
Wirkprinzip RC-Cornet® PLUS-Atemtherapie mit Oszillationen und Feuchtinhalations-Anschluss für die unteren Atemwege. Für das Lösen von Bronchialschleim sowie die Reduktion von Husten und Atemnot.
Durch die Erweiterung der Atemwege und die Verhinderung des endexspiratorischen Kollapses kann die Dyspnoe des Patienten gelindert werden. Der applizierte positive Atemwegsdruck ist abhängig von der Flussrate und variiert entsprechend.
Die Therapie kann sowohl für die oberen als auch für die unteren Atemwege eingesetzt werden. Es gibt auch Geräte, die für die oberen Atemwege sind und somit auf den Nasen-Rachen-Raum wirken. Patienten mit chronischer Sinusitis profitieren von der Anwendung der nasalen Atemtherapiegeräte. Denn das Prinzip ist identisch, die oberen Atemwege werden auch durch den positiven Druck geweitet und geschient.
Thixotropie und die OPEP-Therapie
Durch die Oszillation kommt es auf der Schleimhaut zu einer sogenannten Thixotropie. Die Viskosität des Sekrets wird verringert. Das bedeutet, die Schwingungen sorgen dafür, dass die Konsistenz flüssiger wird. Durch die Krafteinwirkung der Oszillation werden konsistenzgebende Strukturen reversibel geändert. Nach Beendigung der Maßnahme werden die Strukturen wiederhergestellt.
Ein alltägliches Beispiel zur Veranschaulichung des Prinzips der Thixotropie ist der Effekt der Ketchup-Flasche. Beim Öffnen einer solchen Flasche bleibt der Inhalt fest in der Flasche und kommt nicht heraus. Erst durch Schütteln und Klopfen kommt der Ketchup heraus.
Dieses Prinzip haben wir bei einem oszillierenden System. Durch die Kraft und Schwingungen, die auf die Schleimhaut ausgeübt werden, verändert sich die Konsistenz des Sekrets und der Patient kann es leichter abhusten.3
Die Thixotropie kann noch verstärkt werden, indem während der Therapie eine Feuchtinhalation angeschlossen wird. Dadurch findet gleichzeitig eine Sekretolyse statt und die OPEP-Therapie kann noch besser wirken. Der Patient kann direkt zwei Therapien mit einer Anwendung durchführen und spart dadurch Zeit.
Die PEP-/OPEP-Therapie im Alltag einer Atmungstherapeutin/eines Atmungstherapeuten
Patienten, die mit Symptomen oder chronischen und akuten Lungenerkrankungen in der Klinik aufgenommen werden, profitieren von dieser Art der Atemtherapie. Besonders profitieren die Bronchiektasien-Patienten.
Bei vielen Patienten sorgt eine regelmäßige Anwendung für eine Verbesserung des Sekretmanagements und die Patienten müssen nicht mehr so häufig bronchoskopisch abgesaugt werden. Und Patienten, die ein Atemtherapiegerät haben und die OPEP-Therapie regelmäßig durchführen, können aus eigener Erfahrung berichten, wie sich die Beschaffenheit und Konsistenz des Sekrets verändert haben.
Diese Form der Therapie gehört bei den Patienten zum Goldstandard der Atmungstherapie. In Kombination mit einer Inhalation sind die wichtigsten Komponenten des Sekretmanagements vereint und haben einen enormen Nutzen für die Patienten.
Wichtig ist, dass die Patient:innen geschult werden und wissen, dass eine Atemtherapie genauso wichtig ist, wie eine medikamentöse Therapie. Es gibt Patienten, die zur Aufnahme ihre Therapiegeräte mitbringen und dazu einen Bericht, wie sich das Abhusten in den letzten Tagen verhalten hat. Das ist ein Zeichen dafür, dass die sie gut geschult und aufgeklärt sind.
Die PEP-Therapie steht oft in engem Zusammenhang mit der OPEP-Therapie. Patienten, die durch eine COPD oder andere Erkrankungen ein instabiles Bronchialsystem haben, können von verschiedenen PEP-Systemen profitieren. Durch den Druck, der sich auf die Atemwege verteilt, werden die Atemwege stabilisiert und werden so offen gehalten. Bei regelmäßiger Anwendung kann die Instabilität etwas reduziert werden. Die Symptome wie Dyspnoe und chronischer Husten können ebenfalls reduziert werden.
Zusammenfassung:
Die PEP-/OPEP-Therapie ist eine sehr wirksame Form der Atemtherapie bei verschiedenen Erkrankungen. Bei Patient:innen mit chronischen Lungenerkrankungen und Neigung zu Sekretverhalt ist die Therapie in der nicht-medikamentösen Therapie nicht wegzudenken. Auch bei Betroffenen mit einem vorübergehenden pulmonalen Infekt ist die Therapie sehr wirksam. Durch den positiven Druck werden die Atemwege offen gehalten und die Exspiration trainiert. Die Dyspnoe kann reduziert werden, da der dynamischen Atemwegskompression effektiv entgegengewirkt wird.
Die Oszillation hat einen sehr guten Effekt auf die nicht-medikamentöse Sekretolyse. Die Patient:innen haben ein besseres Sekretmanagement und die Neigung zu Sekretretention wird gesenkt. Das allgemeine Wohlbefinden wird verbessert und die Belastbarkeit kann gesteigert werden.
Wichtig ist eine regelmäßige Anwendung der Therapie. Die Patient:innen müssen verstehen, dass die Atemtherapie genauso wichtig und elementar ist wie die medikamentöse Therapie. Viele unterschätzen den Effekt. Bei regelmäßiger Anwendung der Atem- und Inhalationstherapie berichten die Patienten jedoch von einer subjektiven Besserung ihrer Beschwerden.
Der Unterschied von OPEP- zur PEP-Therapie ist „nur“ die Oszillation. Beide Therapien arbeiten mit einem positiven Druck auf die Atemwege, der die Atemwege stabilisiert. Bei der OPEP-Therapie kommen die Schwingungen/Vibrationen hinzu, die meiner Meinung nach einen elementaren Einfluss auf das Sekretmanagement der Patienten haben und somit für mich einen höheren Stellenwert einnehmen.
Quellen:
1 https://www.springermedizin.de/copd/copd-exazerbation/abhusthilfen-fuer-copd-geplagte–was-bringen-sie-/23373390
2 Schumacher, B.: Lohnt sich der Einsatz von Hilfsmitteln bei COPD? CME 18, 24–25 (2021). https://doi.org/10.1007/s11298-021-1882-9
3 https://flexikon.doccheck.com/de/Thixotropie
Bildnachweis: KI-generiertes Bild von DALL·E (OpenAI)