Atemtherapie und Atemtraining – was ist der Unterschied?
- In der Atemtherapie nutzen wir die Exspiration (Ausatmung) zur Weitung der Atemwege und Oszillationen für das Lösen von Bronchialschleim, mit dem Ziel, Husten und Atemnot zu lindern und die Atmung zu erleichtern.
- Ziel des Atemtrainings ist die Steigerung der Kraft und Ausdauer der Atemmuskulatur über die Inspiration (Einatmung) und die Beruhigung von Atmung und Psyche über die Reduktion der Atemfrequenz und die Verlängerung der Atemzüge.
Die Lunge ist ein Wunder – doch sie ist nicht trainierbar
Die Lunge eines erwachsenen Menschen wiegt durchschnittlich ca. 1,3 kg, hat etwa 300 Millionen Lungenbläschen und eine Oberfläche von etwa 70–100 m2. Sie fasst bis zu ca. 6 Liter und wir atmen täglich zwischen 10.000 bis 20.000 Liter Luft ein und wieder aus. Die Lunge ist unser fleißiges Atmungsorgan – vom ersten bis zum letzten Atemzug.
Anders als unser Herz hat die Lunge keine Muskeln. Deshalb können wir unsere Lunge auch nicht wirklich trainieren. Denn nicht die Lunge steuert unser Ein- und Ausatmen, sondern die Atemmuskulatur. Etwa 80–90 Prozent der Kraft der Einatmung, die aktiv stattfindet, erzeugt unser Zwerchfell.
Die Lunge dehnt sich beim Einatmen aus und das Zwerchfell verschiebt sich nach unten. Die Ausatmung erfolgt im Alltag ohne Belastung passiv und kann durch Anspannung der Atemhilfsmuskulatur und der Bauchmuskulatur verstärkt werden. Spürbar ist dies z. B. beim Niesen, wenn die Luft mit ca. 165 km/h aus der Nase ausgestoßen wird.
Die Atemmuskulatur, bestehend aus dem Zwerchfell und den interkostalen Muskeln, ist der kraftvolle und unermüdliche Motor, der unseren Körper mit jedem Atemzug mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff versorgt.
Die Atmung ist weitaus mehr als „nur“ die Versorgung mit lebenswichtigem Sauerstoff. Sie reagiert auf Stimmungen! Wem ist nicht schon einmal in einer spannenden oder gruseligen Filmszene nahezu der Atem stillgestanden? Sie hilft uns zu entspannen, indem wir bewusst tiefer und ruhiger atmen. Genauso können wir aber auch außer Atem kommen, wenn wir uns körperlich anstrengen.
Mehr zu Atemtraining und Entspannung unter https://www.cegla.de/atemtraining-zur-entspannung-stressbewaeltigung-und-regeneration
Atemtherapeutische Maßnahmen: forcierte und prolongierte Atmung
Atemtherapeutische Maßnahmen bieten vielfältige Techniken und Übungen, die darauf abzielen, die Atmung zu verbessern, Atembeschwerden zu lindern und die Lungenfunktion zu unterstützen.
Zwei unterschiedliche Atemtechniken können unterschieden werden:
- Atemmuskeltraining: wenn die forcierte Atmung gezielt zur Steigerung von Kraft und Ausdauer eingesetzt wird. Bewusste und gezielte Atemtechniken, bei denen die Atemmuskulatur aktiv eingesetzt wird, um die Ein- und Ausatmung zu intensivieren. Die Stärkung der Atemmuskulatur kann die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit in vielfältiger Art und Weise unterstützen.
- Atemphysiotherapie: wenn die prolongierte Atmung gezielt eingesetzt wird, um die Atemfrequenz zu verringern und die Atemzüge zu verlängern. Die verlängerte Atmung kann dazu beitragen, die Atemwege offen zu halten und die Sauerstoffaufnahme zu optimieren, das Restvolumen zu reduzieren und das Nervensystem zu beruhigen.
Ein forciertes Atemmanöver entspricht dem „Hau den Lukas“-Prinzip: so kraftvoll wie möglich. Ein prolongiertes Atemmanöver arbeitet nach dem Prinzip „Wer kann am längsten?“.
Atemtherapie und Atemtraining bei chronischen Lungenerkrankungen
Eine physiotherapeutische Atemtherapie kann Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD (chronic obstructive pulmonary disease) zu einer leichteren Atmung verhelfen. COPD (dazu gehört auch der Raucherhusten) und Asthma sind obstruktive Lungenerkrankungen, d. h. sie führen zu einer Verengung der Bronchien. Asthma ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die anfallsartig auftritt.Asthmatiker reagieren empfindlicher auf Reize; die Ursachen sind vielfältig. Durch einen bestimmten Auslöser kommt es zu einem Asthmaanfall, der zur Atemnot führt. Im Gegensatz zur COPD ist die Erkrankung reversibel. COPD ist eine fortschreitende Erkrankung der Lunge. Sie ist nicht heilbar! Bei der COPD wird der Gasaustausch, der normalerweise in der Lunge stattfindet, gestört. Langfristig verliert die Lunge ihre Funktionsfähigkeit. Da die Lunge ein lebenswichtiges Organ ist, werden auch andere Körperfunktionen beeinträchtigt. Vorbote der COPD ist oftmals eine chronische Bronchitis – wird diese nicht behandelt, kann sich daraus die COPD entwickeln.
COPD – Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie
Die Abkürzung COPD (chronic obstructive pulmonary disease) steht zusammenfassend für verschiedene Erkrankungen der unteren Atemwege, bei denen sowohl die Bronchien als auch das Lungengewebe in Mitleidenschaft gezogen sind.
Das Hauptziel der physiotherapeutischen Atemtherapie und des Atemtrainings ist die Wiederherstellung einer möglichst uneingeschränkten Atmung. Dazu gehören unter anderem folgende Maßnahmen:
- Atemtechniken: Atemnot lindern (beispielsweise Lippenbremse oder Kutschersitz)
- Hustentechniken: effektiv abhusten, festsitzendes Sekret nach oben befördern
- Atementspannung: Atembewusstsein entwickeln und Stress abbauen
- Dehnübungen: Beweglichkeit verbessern – insbesondere des Brustkorbs
- Atemtherapiegeräte: Atemwege weiten und von Schleim befreien (OPEP)
- Atemtrainingsgeräte: Atemmuskulatur stärken, Atemzüge verlängern und Atemfrequenz reduzieren (IMT und auch OIMT)
Sowohl die Atemtherapie als auch die Stärkung der Atemkraft sind hilfreiche Methoden zur Verbesserung der Lungenfunktion. Sie können helfen, Sekrete zu lösen und die Entspannungsfähigkeit zu fördern. Besonders wichtig bei Atemwegserkrankungen – aber auch für jeden Menschen eine gute Möglichkeit, die allgemeine Gesundheit zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern.
Bildnachweis: istock.com/magicmine, istock.com/Volhah
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